Wissenwertes und Kurioses aus 100 Jahren Kassenführung

1910: Schon im ersten Jahr seines Bestehens hat der Verein kräftig investiert, nämlich in eine 'Baumspritze v. Gebr. Holder' für 134,63 RM. Angesichts der Einnahmen von 169,11 RM ist das eine beachtliche Summe, und der erste Jahresabschluss weist bereits ein Defizit von 17,80 RM aus – leider ist nicht überliefert, wer dafür geradestehen musste.

1911: Folgerichtig begann das zweite Jahr mit dem schon bekannten Defizit, das bis zum Jahresende auf 67,98 RM angewachsen war. Größter Ausgabenposten war ein Faß Spritzmittel für 77 RM. Interessanterweise wurde das Spritzmittel an die Mitglieder weiter verrechnet und brachte Einnahmen von 14,10 RM, die Spritze selbst wurde aber offensichtlich kostenlos verliehen. Am meisten Spritzmittel verbrauchte übrigens Vorstand Wilhelm Bechtle mit 24 Pfund, am sparsamsten war August Haag mit 1 Pfund.

1912: Nach diesem – aus Sicht der Vereinskasse – schwachen Start ging es bereits im dritten Jahr steil aufwärts. Insgesamt 598 Eintrittskarten à 20 Pfennig für die Obstausstellung im Gasthaus zum Löwen am 29. Oktober brachten 119,60 RM in die Kasse, ausserdem musste der Löwenwirt 5 RM dafür bezahlen, dass die Ausstellung bei ihm abgehalten wurde. Wer noch den alten Löwensaal kennt, mag sich wundern wie so viele Besucher neben einer Obstausstellung Platz gefunden haben.

1914  hinterlässt zum ersten Mal die Weltgeschichte ihre Spuren in der Kassenführung unseres Vereins: 19 Männer wurden zum Militär eingezogen und damit „beitragsfrei“ gestellt, 'für ausmarschierte Mitglieder' wurden 11,25 Mark ausgegeben.

Die Obstausstellung im September 1920 war laut Protokollbuch gut besucht und scheint auf den ersten Blick auch finanziell ein großes Ereignis gewesen zu sein: erstmals werden vierstellige Jahreseinnahmen verbucht. Tatsächlich ist es aber wohl die beginnende Inflation, die ihren Schatten vorauswirft. Dies zeigt sich z.B. auch an Ausgaben für Kränze für verstorbene Mitglieder. Sie kosteten 1918 noch ca fünf Mark, 1920 waren es zehn und 1922 einhundert Mark. Im Jahr 1923 wurde schließlich ein Kranz für 2550 Mark gekauft. Am Jahresende 1923 beträgt der Kassenbestand genau 8.000.045.172.094,20 (acht Billionen) Papiermark und ganze 8 Goldmark.

In den folgenden Jahren bis 1932 gab es entsprechend dem schwachen Vereinsleben nur wenig Bewegungen in der Vereinkasse, erst danach wurden wieder in größerem Umfang landwirtschaftliche und obstbauliche Betriebsmittel beschafft und an die Mitglieder weiter verkauft. Ab Mitte der 30er Jahre sticht hier besonders der Kauf von Karbolineum (als Austriebsspritzmittel) hervor.  Allein im Jahr 1941 hat der Verein für über 519,65 RM rund 2500 kg Karbolineum und für 47,85 RM 29 kg Bleiarsen gekauft, daneben wurden aber auch Vogelfutter und Nistkästen in großer Zahl beschafft. Diese Ausgaben brechen 1944 abrupt ab, und erst 1947 werden wieder Ausgaben in nennenswertem Umfang sichtbar in Form von 6800 Baumstützen, die in mehreren  Fuhren aus Bartholomä herangeschafft wurden. Außerdem mussten an 'Bauer Huber' (vermutlich in  Bartholomä) 50 Mark wegen Flurschaden bezahlt werden.

Das 40jährige Bestehen wurde im Herbst 1949 mit einem Fest und Obstausstellung gefeiert. Der Eintritt betrug 30 Pfennig, den Einnahmen von 251 DM standen Ausgaben von 210 DM gegenüber. Das rege Vereinsleben in den 1950ern und 60ern findet auch im Kassenbuch seinen Niederschlag, so wurden z.B. regelmäßig auch die Versammlungen und Fachvorträge auf Kreis- und Landesebene von Schwaikheimer Mitgliedern besucht. Dafür zahlte der Verein ein Tagegeld von 5 Mark sowie notwendige Fahr- und Eintrittsgelder. In dieser Zeit wurden keine Anschaffungen an Betriebsmitteln mehr getätigt, die Ausgaben beschränken sich seither im Wesentlichen auf Vereinsangelegenheiten. 1964 wurden eine Geldkasette und eine Vereinsglocke angeschafft – mit letzterer werden heute noch bei den Hauptversammlungen die Mitglieder zur Ordnung gerufen. Ab 1966 beteiligte sich der Verein mit 50 Mark am jährlichen Blumenschmuckwettbewerb der Gemeinde, bei dem Preise für die besondere Gestaltung von Vorgärten und Balkonen verliehen wurden.

Seit den 70er Jahren ging es kassenmäßig fast ununterbrochen bergauf. Von Beginn an war der Stand des Obst- und Gartenbauvereins ein fester Bestandteil des Schwaikheimer Fleckenfestes, dies und die regelmäßigen Erntedankfeste in der Gemeindehalle haben der Vereinskasse gut getan. So konnte man es sich auch leisten, den Mitgliedern als Dank für ihr Engagement wieder etwas zugute kommen zu lassen, z.B. in Form von Präsenten und Darbietungen bei den Familienabenden, Helferfesten und Zuschüssen zu Ausflügen. Einen besonderen Anreiz gab es, sich im Ausschuß zu betätigen: jedem wiedergewählten Ausschußmitglied wurde ein Viertele spendiert...

Im Jahre 1984 wurde ein Komposthäcksler angeschafft, der von den Vereinsmitgliedern ausgeliehen werden kann.

Eine größere Anschaffung der jüngeren Zeit war das eigene Festzelt 2005. Ansonsten war die Devise in dieser Zeit, das Vereinsvermögen beisammen zu halten. Schließlich hatte man das große Ziel ein Vereinsheim zu errichten. Dies hat hatte in der jüngsten Vergangenheit ein rasches Abschmelzen der Geldmittel zur Folge und wird auf absehbare Zeit das wichtigste Thema für die Kassenführung bleiben.